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Das größte von Menschenhand erschaffene Bauwerk ist eines der sieben neuen Weltwunder - die Chinesische Mauer, welche man angeblich als einziges Bauwerk der Welt auch aus dem Weltall sehen kann. Spoiler Alarm: man sieht sie nicht. Gigantisch ist sie mit ihrer Länge von 6350 Kilometer aber allemal und symbolträchtig wie kaum ein anderes von Menschen erbautes Werk auf der Erde.
Fakten zur Chinesischen Mauer
Was sich die Natur noch nicht zurückerobert hat, können Touristen mit eigenen Augen bestaunen, zumindest auf den frei zugänglichen Abschnitten. Damals erbaut, um sich vor der restlichen Welt abzuschotten, sind die Chinesen heute gerne bereit, ihr Wunderwerk der Zeitgeschichte zu teilen - mit über 8 Mio. Touristen jährlich.
- Die ersten Teile der Mauer wurden bereits im 7 Jhd. vor Chr. erbaut - von Zwangsarbeitern und als Grenze zwischen Han-Chinesen und Nomadenvölker sowie zum Schutz vor der restlichen Welt.
- Die gesamte Bauzeit des militärischen Bauwerks lag bei 2000 Jahren.
- Ziegel, Holz und Erde wurden als Baumaterialien verwendet.
- 1987 wurde die Mauer zum Weltkulturerbe ernannt.
- Seit 2006 ist es verboten, Mauersteine für private Zwecke abzutragen.
Handarbeit, Lehm und bestechliche Wachen
Die große Mauer, das Bollwerk gegen Feinde, wurde ohne moderne oder technische Hilfsmittel von Menschenhand erbaut. In mühevoller Arbeit erfolgte der Bau erst mithilfe von Lehm, später dann aus Natursteinplatten und gebranntem Ziegel. Durch neue Methoden gelang die Errichtung der Chinesischen Mauer über die Jahre immer besser. Mit den Zinnen und Türme wurden die Verteidigungsmöglichkeiten ständig optimiert. Das Problem der bestechlichen Wachen, welche immer wieder Angreifer durchgewunken haben, konnte dadurch nicht gelöst werden.
Dagegen erfüllten die vielen Beobachtungstürme ihren Zweck. Bei einer Bedrohung konnte damals per Feuerzeichen Alarm geschlagen werden, so dass die Wächter auf den anderen Türmen sofort die Bedrohungsmeldung weitergeben konnten - bis hin zum Kaiser von Peking, der daraufhin die Soldaten losschickte.
Während die Außenwände aus gemauerten Bruchsteinen sind, wurde das Innere der Mauer verfüllt mit allem, was damals irgendwie vorhanden war: Erdreich und Steine, abgeholzte Bäume und Leichen. Viele Zwangsarbeiter, Strafgefangene, Soldaten und Bauern kamen damals beim Bau der Chinesischen Mauer ums Leben und wurden gleich vor Ort mit vergraben.
Was in unglaublich harter Arbeit vor vielen Jahrhunderten entstand, ist durch die natürliche Erosion, fehlende Erhaltungsmaßnahmen und nicht zuletzt durch den wachsenden Tourismus immer mehr dem Verfall preisgegeben. Das Bauwerk leidet, schon jetzt sind 30 % des Teilstücks der Mauer, welcher in der Ming Zeit erbaut wurde, völlig zerstört, rund 70 % in einem sehr schlechten Zustand.
Die „große Mauer“ als Teil einer komplexen Anlage
Als Chinesische Mauer oder auch „die große Mauer“ wird heute meist das Teilstück aus der Ming Dynastie bezeichnet, welches als jüngstes auf einer Länge von über 6000 Kilometern erbaut wurde und neben vielen weiteren chinesischen Maueranlagen steht. Der gesamte Mauerkomplex ist weitaus größer, allerdings hat er nie eine zusammenhängende Einheit gebildet.
Vier Jahre lang haben 2000 Techniker die komplette Anlage gemessen und sind zu dem Ergebnis gekommen, dass die Mauer (mit ihren natürlichen Barrieren und Gräben) eine Gesamtlänge von 21 196,18 Kilometer hat.
Für touristische Zwecke erschlossene Teilstücke der Mauer werden regelmäßig mit staatlicher Finanzierung restauriert. Im Moment gibt es sechs Abschnitte der Mauer, die der Öffentlichkeit zur Verfügung stehen. Bereits seit 1957 gilt Badaling als der meistbesuchteste Zugang. Badaling liegt wie die weiteren Zugänge im Umkreis von Peking.
- Badaling, 70 Kilometer von Peking entfernt, der erste Abschnitt, der restauriert wurde, immer voll von Touristen, da am bekanntesten
- Mutianyu, Abschnitt gebaut Mitte des 6. Jhd., einer der am besten erhaltenen Abschnitte der Mauer, Seilbahn vorhanden
- Jinshanling, 125 Kilometer nordöstlich von Peking, einige Abschnitte restauriert, Seilbahn vorhanden
- Juyongguan, 60 Kilometer nördlich von Peking, einer der drei großen Gebirgspässe der Mauer, zuletzt 1992 instand gesetzt
- Gubeikou, loses Gestein, bröckelige Mauer, einige Abschnitte ungesichert, wild und unrestauriert für Liebhaber des ursprünglichen Zustandes
- Jiankou, 73 Kilometer nördlich von Peking, wurde nie restauriert, der Aufstieg ist eine Herausforderung, einzigartige Aussichten, keine Touristenstätte
Badaling als Einstieg zur Mauer
Wer sich zu den vielen Tausenden Touristen einreihen möchte, nutzt den Hotspot Badaling und geht von hieraus los auf die Chinesische Mauer. Die erste Entscheidung muss bereits am Anfang getroffen werden: links oder rechts hinauf? Je nach Auswahl gibt es unterschiedliche Höhen und Türme zu entdecken. Bis zu drei Stunden ist man unterwegs, wenn man die linke Seite mit ihren 12 Wachtürmen wählt. Die Ausblicke von der Mauer lässt die Giganterie nur erahnen: es wurden schließlich 25 000 Wachtürme integriert, wovon man gerade 12 Stück links von Badaling erkunden kann.
Durchschnittlich sechs bis neun Meter hoch ist die Mauer mit einer Breite von etwa sechs Metern auf der Krone. Der höchste Punkt auf diesem Mauerabschnitt in Badaling liegt 1015 Meter über den Meeresspiegel. Der Weg führt meist bergan und nur selten ein Stückchen wieder die Berge hinunter.
Durch die starke Verwilderung sind einige abgelegene Teile der Mauer für Besucher nicht zu erkunden. Gleichwohl bleibt genug übrig, um sich bei deren Ansicht Gedanken darüber zu machen, wie einst von Menschenhand dieses Bauwerk wohl entstanden sein könnte.
Weitaus ruhiger ist allerdings ein Besuch der Maueranlage auf den nicht restaurierten Abschnitten bei Jiankou, Gubeikou oder Simatai, die von den Touristen nicht so überschwemmt werden und mehr Platz für den Einzelnen lassen. Aber Obacht: der Abschnitt Simatai ist bekannt für seine steilen Abhänge und der Abschnitt in Huanghuacheng gilt als weit weniger restauriert und dementsprechend anspruchsvoller im Aufstieg.
Fotomotiv: Chinesische Mauer
Von Ost nach West schlängelt sich die Mauer quer durch Volksrepublik China. Sie ist das beliebteste Fotomotiv der Einheimischen und das bekannteste Bauwerk auf der ganzen Welt. Wie viele Fotos von der Chinesischen Mauer existieren, weiß natürlich keiner. Aber jeder Besuch sorgt dafür, dass mehr Aufnahmen gemacht werden.
Fotografen wissen es: es gibt keine Zeit, die nicht zum Fotografieren geeignet ist. Es gibt aber sehr wohl Zeiten, an denen besonders schöne Aufnahmen gemacht werden können, beispielsweise bei klarem Himmel und Sonnenschein. Die bekommen Besucher der Chinesischen Mauer am ehesten im September und Oktober jedes Jahr zu sehen.
Mehr grauer Himmel und gedeckte Töne sind für Fotografen im Frühsommer zu erwarten, wenn die Waldlandschaft noch trocken ist und die grauen Mauern und Stufen ohne Kontraste auf die Bilder gebahnt werden.
Die besten Besuchszeiten der Chinesischen Mauer
Gibt es überhaupt die beste Besuchszeit der Chinesischen Mauer? Wenn ja, kann man sie bestimmt nicht vorhersagen. Schließlich müsste man die Reisepläne Tausender Menschen kennen. Was man aber mit Sicherheit weiß, sind die klimatischen Bedingungen, die im Sommer und Winter vorherrschen und die gegen einen Besuch entweder im überaus heißen Hochsommer oder im Winter voller Schnee sprechen.
Empfehlenswert ist ein Besuch der Mauer im Frühjahr und im Herbst. Ausgenommen werden sollten hier noch die erste Mai-Woche und die erste Oktober-Woche. Zu beiden Zeiten liegen wichtige Feiertage in China und die Einwohner haben dann Urlaub. Wer sich bisher in Europa über überfüllte Sehenswürdigkeiten beschwert hat, kann dann sein blaues Wunder erleben.
Wer nicht mehr so gut zu Fuß ist, kann für den Anstieg zur Mauer auch eine Gondel nutzen. Im Abschnitt Mutianyu führt beispielsweise eine Seilbahn von der Basis zur Chinesischen Mauer und zu den Hauptaussichtspunkten hoch. Gleichfalls bequemer ist der Weg neben statt auf der Mauer. Hier findet man ein flacheres Umfeld und weniger steile Wege. Auch die Treppen mit ihren hunderten Stufen fallen weg. Allerdings kann man bei einem Weg neben der Mauer auch nie behaupten, man hätte die Chinesische Mauer selbst belaufen.
Vorbereitung für den Besuch der Chinesischen Mauer
Was braucht man zur Vorbereitung für einen Besuch der Chinesischen Mauer? Ein paar Empfehlungen von Menschen, die bereits dort waren und schlechte Erfahrungen gemacht haben. Zum Beispiel mit Flipflops, die man nicht tragen sollte, wenn man eine große Strecke auf der berühmten großen Mauer bewandern möchte. Festes Schuhwerk ist ein Muss und das nicht nur bei Regen, wenn die Stufen rutschig sind.
Apropos Regen: wenn das Wetter schnell umschlägt, was in den Bergen häufiger passiert, sollte man vor dem Regen gewappnet sein und deshalb immer einen Regenschutz mitführen. Sonnenschutz ist dagegen für denjenigen sehr sinnvoll, der im Hochsommer auf der Mauer stundenlang in der prallen Sonne langspaziert.
Eine kleine Wanderung oder ein genussvoller Spaziergang ist es aber keinesfalls für Besucher, wenn sie sich auf die Chinesische Mauer begeben. Es erfordert Kondition und körperlichen Einsatz, die vielen unzähligen Stufen zu überwinden, an deren Ende man dafür eine unglaubliche Aussicht vorfindet. Das Stufensteigen wird noch dadurch erschwert, dass die Trittstufen unterschiedlich hoch sind sowie mal kürzer und mal länger – ein Überbleibsel aus der Zeit des Mauerbaus vor Jahrhunderten.
Nicht vergessen sollte man ebenfalls, dass der ursprüngliche Zweck der Chinesischen Mauer der Einsatz als militärische Verteidigungsstätte war und dementsprechend fast alle Abschnitte auf Bergketten errichtet wurden. Schwierige Anstiege auf unebenen Treppen - gerade in den unrestaurierten Abschnitten - sind deshalb gang und gäbe.
Die Symbolkraft einer Mauer
Als "Sinnbild aller menschlichen Mühen" hat Franz Kafka die chinesische Mauer einst beschrieben und noch heute symbolisiert der Bau für die Chinesen selbst die große Stärke ihres Landes. Die Chinesische Mauer gilt als die Mutter aller Mauern. Ein Mythos mit hoher Symbolkraft für Chinesen und für alle anderen Erdbewohner. Was einst nicht gelang – die Feinde aus dem großen Land China durch die Mauer abzuhalten – wurde schnell umgewandelt: die mühevoll erbaute Verteidigungsanlage diente jahrhundertelang als Steinbruch.
Erst Mao Zedong erkannt die ideologische Kraft des Mythos "Große Mauer" als nationales Symbol. Trotzdem wurden hunderte Kilometer Mauer für Großbauten in China abgetragen und abgesprengt. Zurück blieben Mauerstücke, Reste und ein Durcheinander an Steinen, die nunmehr von der Natur überwuchert sind.
Obwohl seit 1961 schon denkmalgeschützt, ging der Raubbau an der Chinesischen Mauer so lange weiter, dass heute nur noch wenige Abschnitte so gut erhalten sind, dass sie dem Volk und den Touristen frei stehen für eine Besichtigung. Wer als Tourist die Chinesische Mauer besucht, sollte sich dem Weltwunder immer bewusst sein und sich dementsprechend verhalten: nichts von der Mauer mitnehmen, den eigenen Unrat wieder einstecken und das Bauwerk so verlassen, dass auch weitere Generationen noch etwas davon haben.